Peter Hollo: Die Stunde des stationären Handels

Weit mehr als nur die Läger zu schließen und Valuten von der Industrie einzufordern, so sehr das als kurzfristig umsetzbare Entlastung auch geboten sein mag, geht es derzeit auch darum bereits konkrete Pläne für die "Zeit danach" nicht nur in der Schublade, sondern schon finalisiert zu haben. Befreiungsschläge sind das eine, konkrete kreative Ideen das andere. Dabei glaube ich ganz fest an "die Stunde des stationären Handels". Ob und wie diese schlagen wird, wird ganz wesentlich davon abhängen ob es gelingt die Krise finanziell zu überstehen und davon, dass jetzt nicht nur Verwalter agieren, sondern auch Macher mit Mut, Weitsicht und Kreativität.

 

Hält die derzeitige Lage noch eine Weile an, dann werden die Konsumenten geradezu ausgehungert sein nach sozialer Nähe und realen Shoppingerlebnissen. Und diese muss der stationäre Handel jetzt schon gemeinsam mit der Industrie vorbereiten, wenn das gelingen soll. Jetzt müssen Artikel, Mengen, Aktionen und Werbungen finalisiert werden. Auch wenn die derzeitige Lage dazu verführt sich einzumauern. Während große Omnichannel-Filialisten das sicher alleine schaffen, so sind an dieser Stelle die Verbände gefordert das kooperativ mit ihren Mitgliedern zu planen und gegebenenfalls auch finanziell in Vorleistung zu gehen und entsprechende Risiken abzupuffern.

 

Sicher reicht es möglicherweise auch aus, nach der Krise einfach wieder das Licht anzumachen und die Türen aufzuschliessen, aber warum eine der großartigsten Gelegenheiten verschenken sich klar als schlagkräftige und moderne Alternative zum Online-Handel zu positionieren? Nach Wochen am Rande des Nichts, gilt es in möglichst kurzer Zeit alles abzuschöpfen, was nur abgeschöpft werden kann. Mit allen kreativen Mitteln. Mit Welcome-Back Aktionen, Corona-Specials und vielem mehr. Die Branche kann hier hochkreativ sein, daran glaube ich ganz fest.

 

Denn eines ist sicher, nach Corona ist nichts mehr wie vor Corona. So wie diese Krise die Wirtschaft verändern wird, so wird sie auch die Menschen und Ihre Überzeugungen und langfristigen Einstellungen verändern. Möglicherweise endet mit Corona auch der schon fast kindliche Glaube ans Digitale. Denn viele werden vom digitalen nach Wochen der Isolation die Nase voll haben. Sie wollen keine digitalen Beziehungen mehr und auch nicht mehr digital einkaufen. Sondern echte reale, haptische und soziale Interaktion. Geht der Online-Handel davon weg? Ich glaube eher nicht. Aber es schlägt die Stunde des stationären Handels, der sich mit klugem Agieren langfristig deutlich besser in der Kundengunst positionieren kann, als es vor der Krise möglich gewesen wäre. Also, Krise als Chance und 5 Euro ins Phrasenschwein? Nein. Chancen nutzen!

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